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Vergammelte Wurst, verunreinigte Milch und unerwünschte Bakterien in Käse – immer wieder tauchen solche Schlagzeilen über Lebensmittelskandale in den Medien auf. Der letzte große Skandal liegt nur wenige Monate zurück: Die mit Listerien verseuchten Wurstwaren des Unternehmens Wilke. Ein häufiges Problem bei solchen Skandalen ist, dass sich die einzelnen Kompetenten der Produkte nur schwer nachvollziehen lassen. Abhilfe kann die Blockchain-Technologie schaffen.

 

Blockchain. Diesen Begriff kennen viele vermutlich eher aus dem Bereich Kryptowährung, etwa Bitcoin. Doch schaut man sich genauer an, was sich hinter dem Begriff überhaupt verbirgt, wird schnell klar: Die Blockchain-Technologie kann in vielen Branchen zum Einsatz kommen.

 

 

Was steckt hinter dem Begriff Blockchain?

 

Eine Blockchain ist vergleichbar mit einer öffentlich einsehbaren Datenbank. In einer Cloud sind alle Informationen dezentral aber verschlüsselt gespeichert. Dort lassen sie sich verarbeiten, teilen und verwalten. Teilnehmer erweitern sie ständig mit neuen Informationen. Dadurch entstehen einzelne Datenblocks. Jeder neue Datensatz, der eingespeist wird, autorisiert die zuvor eingepflegten Informationen. Ist ein Block gefüllt, wird ein neuer erzeugt. So entsteht quasi eine Kette mit Datensätzen (Blockchain = Blockkette).

 

Vorteile der Blockchain-Technologie

  • Dezentral und offen – aber verschlüsselt: Das ganze System verteilt sich auf mehrere Stellen (dezentral). Es gibt keine Kontrollinstanz, die über allem steht. Alle Akteure haben die gleichen Rechte und können alle Informationen einsehen.
  • Unveränderbar: Einmal in die Datenbank eingepflegte Informationen können nachträglich nicht einzeln aus der Kette gelöscht oder geändert werden. Greift jemand in die Kette ein, werden alle nachfolgenden Transaktionen automatisch mit gelöscht. Eine Manipulation ist fast unmöglich.
  • Austausch in Echtzeit: Jeder Teilnehmer der Kette ist zu jedem Zeitpunkt auf dem aktuellsten Stand der Dinge.

 

Anwendungsbeispiel Erdbeerjoghurt: Vom Rohstoff zum Konsumenten

 

  • Wir kaufen einen Joghurt in einem Supermarkt, Geschmacksrichtung Erdbeere. Ein Blick auf das Etikett verrät, dass der Joghurt längst nicht nur aus Milch und Erdbeeren besteht. Die Liste ist lang. Zucker, künstliche Aromen, Stabilisatoren, … Das Unternehmen Musterland mischt alles zusammen und füllt den Joghurt ab. Doch wo die einzelnen Zutaten und Zusätze herkommen, ist nicht vermerkt.
  • Hier kann die Blockchain-Technologie helfen. Alle Akteure, die an der Herstellung und dem Vertrieb des Joghurts beteiligt sind, speisen Daten in eine dezentrale, cloudbasierte Datenbank ein. Von Lieferanten, Produzenten, Logistikern bis hin zu Groß- und Einzelhändlern.
  • Der Produzent der Erdbeeren legt beispielsweise (verpflichtend) Informationen zur Erdbeerart, zum Anbau und zur Ernte digital in einem „Block“ ab. Ein weiterer Datensatz entsteht beim Landwirt, der die Milch liefert. Auch die Produzenten erstellen einen Datensatz, ebenso wie die Verpacker. So entsteht eine Kette an Informationen, was die Erdbeerjoghurt-Herstellung transparent macht.

 

Einfachere Spurensuche bei Rückrufen

 

Nun zeigt sich, dass eine hohe Anzahl an Keimen im Joghurt ist. Es kommt zu einer Rückrufaktion des Produkts. Beispielsweise weil eine hohe Anzahl an Keimen festgestellt wurden, ist es deutlich einfacher, die Problemquelle zu identifizieren. Kam es zu Lücken in der Kühlkette? Wenn ja, an welcher Stelle? Welche Landwirte haben wie viel Milch für die Charge Joghurt geliefert? So lassen sich beispielsweise gezielt Proben und Nachweise über interne Kontrollen abfragen.

 

Aber auch zur Verbesserung von Prozessen und Steigerung der Produktionseffizienz kann Blockchain beitragen. Wer weiß, an welchen Stellen es hapert, kann gezielt Dinge verändern – und so Kosten sparen. Ein weiterer Punkt: Daten werden in Echtzeit übertragen, schnellere Abwicklungen sind möglich.

 

 

Auch für Verbraucher interessant

 

Und die Verbraucher? Auch die können von der Technologie profitieren. Dafür müssen sie jedoch die Möglichkeit bekommen, die Kette ebenfalls transparent einzusehen. Wo kommt das Essen? Unter welchen Bedingungen wurden Rohstoffe produziert? Wie lange ist ein Produkt von A nach B unterwegs? All das sind Aspekte, mit denen sich immer mehr Menschen bewusst auseinandersetzen und dementsprechend auch ihr Kaufverhalten anpassen.

 

 

Ein Blick in die Zukunft

 

Erste Unternehmen im Lebensmittelsektor setzen die Blockchain-Technologie bereits ein. Beispielsweise der französische Supermarktriese Auchan. Er nutzt es, um die Nahrungsmittellieferungen in mehreren Ländern besser nachvollziehen zu können. Und laut einer Studie des Capgemini Research Institutes könnte Blockchain in der Lebensmittelbranche bereits 2025 allgegenwärtig und massenkompatibel sein. Denn für alle Unternehmen sind Rückverfolgbarkeit, Transparenz und die Verfügbarkeit von Daten wichtige Aspekte im täglichen Geschäft.

 

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